Im April 2021 haben wir Mitarbeitende deutschschweizer Kitas zu ihrer Gesundheit befragt
Wie steht es im Allgemeinen um das Wohlbefinden und die die Gesundheit des Kita-Personals?
80% der Befragten fühlt sich bei der Arbeit gestresst. Häufige krankheitsbedingte Abwesenheit scheint in vielen Kitas zum Alltag zu gehören. 62% der Umfrageteilnehmer*innen in Führungspositionen geben an, dass Mitarbeitende während der letzten sechs Monate krankheitsbedingt ausgefallen sind.
Die häufigsten Beschwerden der Mitarbeitenden sind emotionale Erschöpfung, Reizbarkeit und Kopfschmerzen. Alarmierende 40 % planen wegen gesundheitlicher Belastung den Beruf zu wechseln. Bedenklich ist auch, dass sich ein Viertel aller Befragten im Zusammenhang mit ihrer Arbeit in ärztlicher oder therapeutischer Behandlung befindet.
Auswirkungen und Konsequenzen der hohen gesundheitlichen Belastung
Die hohe gesundheitliche Belastung hat Auswirkungen auf den Betreuungsalltag des Personals und der Kinder. 60% der Umfrageteilnehmer*innen geben an, innerhalb der letzten zwei Wochen einmal oder mehrmals ungewollt laut und unfreundlich gegenüber den Kindern geworden zu sein. Die hohe Belastung begünstigt Reizbarkeit und beeinträchtigt die Konzentration des Personals. Rund die Hälfte klagt darüber während der letzten zwei Wochen einmal bis mehrmals vergesslich und unaufmerksam gewesen zu sein.
Grosser Wunsch nach präventiven Massnahmen und einem besseren Betreuungsschlüssel
Die Ergebnisse unserer Umfrage legen nahe, dass im Bereich des Gesundheitsschutzes in der Kinderbetreuung grosser Handlungsbedarf besteht. 60% der Umfrageteilnehmer*innen geben an, dass keine Massnahmen zur Gesundheitsförderung in ihrer Kita vorhanden sind. Rund die Hälfte der Befragten wünscht sich Fortbildungen zum Thema Gesundheitsschutz, Trainingsangebote sowie mehr erwachsenengerechte Möbel, um die Gesundheit des Personals zu schützen. Die Umfrage zeigt zudem deutlich, dass ein am Gewinn orientierter und niedriger Betreuungsschlüssel das Wohlbefindens des Kita-Personals beeinträchtigt. 64% der Umfrageteilnehmer*innen erachten mehr ausgebildetes Personal und 51% kleinere Kindergruppen als die wichtigste Massnahme, um die gesundheitliche Belastung zu senken.
Der VPOD fordert:
- Verbindliche gesetzliche Vorgaben bezüglich Anstellungsbedingungen: Subventionsberechtigt sind nur Anbieter, welche Gesamtarbeitsverträge oder Mindeststandards bei Anstellungsbedingungen und beim Gesundheitsschutz einhalten.
- Mehr Zeit für die Vor- und Nachbereitung der pädagogischen Arbeit
- Stärkerer Einbezug des Personals, mehr Prävention, regelmässige Mitarbeitergespräche und bessere Ausstattung
- Erhöhung der Subventionen mit gezielter Steuerung des Geldes fürs Personal und Löhne. Keine Gewinne mit öffentlichen Geldern!
- Gesamtarbeitsverträge, die einen pädagogisch begründeten und am Kindswohl orientierten Betreuungsschlüssel beinhalten
- Schluss mit Lohndumping durch prekär beschäftigte Praktikant*innen. Praktikant*innen und Auszubildende sind nicht in den Betreuungsschlüssel einzurechnen.
- Qualitätssteigerung in der Betreuung durch einen höheren Anteil an qualifiziertem Personal
Eine ausführliche Analyse ist im >> VPOD Magazin Juni 2021