Pflegeinitiative - und nun?

Der sensationelle Erfolg der Pflegeinitiative hat gezeigt, dass die Bevölkerung – anders als die Mehrheit der Parlamente und Regierungen – die Parforce-Leistungen des Gesundheitspersonals anerkennt und sich nicht aufs Klatschen beschränken will.

Der sensationelle Erfolg der Pflegeinitiative hat gezeigt, dass die Bevölkerung – anders als die Mehrheit der Parlamente und Regierungen – die Parforce-Leistungen des Gesundheitspersonals anerkennt und sich nicht aufs Klatschen beschränken will.

Es braucht nun schnell und in Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften und Verbänden Massnahmen zur Verbesserung der Arbeits- und Lohnbedingungen im Gesundheitswesen, in Spitälern, in der Spitex und in den Alters- und Pflegeheimen, für alle Pflegende mit und ohne Diplom, aber auch für die Mitarbeitenden im Labor, in der Radiologie, bei den Rettungsdiensten, in der Reinigung, Therapie usw.

Die Pandemie hat schmerzlich aufgezeigt, dass das Schweizer Gesundheitswesen viele Konstruktionsfehler hat, die nun dringend behoben werden müssen:

Das System der Fallpauschalen in der Spitalfinanzierung hat versagt: Die Spitäler werden in einen Konkurrenzkampf gezwungen, was den Stress und die Arbeitsbelastung des Personals verschärft. Vor lauter administrativen Aufgaben bleibt immer weniger Zeit für die eigentliche Arbeit an den Patientinnen und Patienten.

In dieser fehlgeleiteten Stresssituation brennen viele Mitarbeitende nach wenigen Jahren aus und verlassen das Berufsfeld – in der Pandemie trat dieser Missstand überdeutlich zu Tage. Es nützt nichts, mehr junge Berufsleute anzuwerben, wenn diese kurze Zeit später entmutigt und erschöpft den Beruf wieder aufgeben.

Das System der Fallpauschalen hat den Privatkliniken und gewinnorientierten privaten Spitexfirmen einen Konkurrenzvorteil zulasten der öffentlichen Spitäler und Spitexorganisationen verschafft, die Privaten sichern sich die «guten», lukrativen Fälle, während die öffentlichen Betriebe Verluste schreiben. Diese Privatisierungsspirale geht auch zulasten der Arbeitsbedingungen und der Pflegequalität.

Das Gesundheitswesen muss wieder auf seinen Auftrag ausgerichtet und als Service public geführt werden, Privatisierung und Gewinnstreben müssen gestoppt werden.

Weitere dringend notwendige Massnahmen

  • Konsequente Einhaltung des Arbeitsgesetzes und korrekte Erfassung der Arbeitszeit (inkl. Umkleide- und Wegzeit): Der VPOD kämpft seit Jahren gegen die respektlose Praxis, die Umkleidezeit nicht oder nur ungenügend abzugelten.
  • Konsequente Einhaltung des Gesundheitsschutzes und Etablierung unabhängiger Arbeitsmediziner*innen in den Betrieben. Die Gesundheit des Gesundheitspersonals darf nicht länger aufs Spiel gesetzt werden.
  • Höhere Löhne ab dem ersten Tag der Ausbildung und mehr (finanzielle) Anerkennung von Zusatzqualifikationen und -funktionen.
  • Bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben: Bezahlbare Kinderbetreuung muss der Schichtarbeit Rechnung tragen, verbindliche Dienstpläne und deren Bekanntgabe sollten zwei Monate vor dem Arbeitseinsatz erfolgen.
  • Attraktive Wiedereinstiegsprogramme und Karrieremöglichkeiten sowie regelmässige Weiterbildungen
  • Volle Rente mit 60

VPOD Positionspapier zur Pflegeiniative

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10.09.2021 Positionspapier VPOD zur Pflegeinitiative PDF (106.8 kB)