Lasst uns unterrichten!

Von: Fabio Höhener

Der Lehrkräftemangel spitzt sich zu, es drohen verwaiste Klassen. Die EDK und die Kantone müssen jetzt handeln.

Eric Roset, Konferenz 2018

Bereits 2018 schlugen die Lehrpersonen des VPOD Schweiz Alarm mit der Petition «Lasst uns endlich wieder unterrichten!».

An den Schulen waren schon damals viele Lehrerinnen und Lehrer am Rande der Erschöpfung. Seitdem fordert der VPOD dringend notwendige Entlastungsmassnahmen ein. Lehrpersonen brauchen ihre Arbeitszeit zum Unterrichten und müssen vor immer weiteren Aufgaben geschützt werden.

2018 unterstützen mehr als 6000 Fachpersonen die Forderungen des VPOD an EDK und kantonale Erziehungsdirektor:innen:
• Abbau bei den administrativen Aufgaben
• Einen Berufsauftrag, der vor Mehrarbeit schützt
• Anerkennung und Dialogbereitschaft anstelle von Kontrolle
• Klare und wirksame Unterstützung durch Vorgesetzte und Behörden
• Anpassung der Klassengrössen an die steigenden Anforderungen: Kleinere Klassen!
• Schnelle und angepasste Hilfe vor Ort bei besonderen Anforderungen, namentlich kurzfristige und langfristige Unterstützung durch Fachleute (für Team-Teaching, Logopädie, etc.)

Die Corona-Pandemie hat die Lage nochmals verschärft.
Die Ergebnisse einer VPOD Umfrage hatten den dringlichen Handlungsbedarf bereits klar aufgezeigt, doch unsere Forderungen wurden weiter ignoriert. Obwohl der Mangel an Lehrkräften seit längerem abzusehen war, wirken die Verantwortlichen in vielen Kantonen nach wie vor überrascht.

Erst jetzt, kurz vor den Sommerferien, da in vielen Kantonen bereits verwaiste Klassen drohen, beginnen die Kantone verzweifelt nach Lehrpersonen zu suchen.

Aus Panik werden Laienlehrer:innen angestellt, die über keine pädagogischen Vorkenntnisse verfügen. Die bereits ausgelasteten Lehrpersonen müssen nun zusätzlich unausgebildete Laienlehrer:innen unterstützen und coachen. Während die Belastung weiter steigt, nimmt die Qualität der Bildung ab. Sophie Blaser, Präsidentin der VPOD-Kommission Bildung Erziehung und Wissenschaft warnt: «Mit Laienlehrpersonen kann das Recht auf Bildung der Schüler:innen nicht in gewohntem und erwartetem Masse gewährleistet werden.» Es ist davon auszugehen, dass im Schuljahr 2022/23 in einigen Klassen nur die Betreuung sichergestellt werden kann.

Der aktuelle Lehrpersonenmangel ist «eine Bildungskrise und zeugt von Untätigkeit der Politik»:
Die Forderungen des VPOD sind aktueller denn je! Die angemahnte Entlastung reicht nicht, darüber hinaus muss die Attraktivität des Lehrberufes erhöht werden. Einige Kantone sind in Bezug auf Anstellungsbedingungen und bei der Rekrutierung von neuen Lehrpersonen besonders ins Hintertreffen geraten. Die Lohnschere zwischen den verschiedenen Schulstufen und Kantonen ist grösser denn je, längst lässt sich diese nicht mehr mit Ortsüblichkeit erklären. Zudem haben schädliche Sparmassanahmen in den Kantonen die notwendige Entwicklung hin zu fairen Löhnen gebremst.

In dieser bereits prekären Situation versuchen Schulen nun sich in einem schädlichen Wettbewerb nicht nachhaltiger Massnahmen gegenseitig das Schulpersonal abzujagen.

Dies wird zur Folge haben, dass die Ungleichheiten zwischen den Schulen steigen. Die Leidtragenden werden die Schüler:innen sein, die auf den Sondereffort der Lehrpersonen angewiesen sind, um einen qualitativ adäquaten Unterricht zu erhalten. In den kommenden Jahren werden die Schwierigkeiten bei der Besetzung von Lehrpersonenstellen wohl noch zunehmen. Wir fordern die EDK und die kantonalen Erziehungsdirektor:innen dringlich auf, die Arbeits- und Anstellungsbedingungen merklich zu verbessern. Mit jedem Zögern nehmen unser Bildungssystem und die Lebensperspektiven der jungen Generation weiter Schaden!